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Detmold

Die alte Residenzstadt

Im Jahre 1447 waren böhmische Soldaten in das Lipperland eingebrochen und hatten Burgen und Städte zerstört, darunter auch Detmold. Damit solch ein Unglück sich nicht wiederhole, begannen die Grafen zur Lippe um das Jahr 1470, in Detmold eine mächtige Wasserburg zu erbauen. 40 m breit wurde der tiefe Graben ausgehoben und mit dem Wasser der Berlebecke gefüllt. Über 100 m lang war jede der vier hohen und dicken Mauern, welche die Wohngebäude umgaben. Ein so gewaltiges Bauwerk, konnte nicht in ein paar Jahren errichtet werden. An den Mauern des inneren Schlosshofes findet ihr die Jahreszahlen 1550,1551 und 1557. Nun könnt ihr euch selbst ausrechnen, wie viele Jahre vergingen, bis das Schloss vollendet war. Freilich ist nicht ohne Unterbrechung daran gebaut worden. Manchmal ruhte die Arbeit jahrelang.

Um diese Zeit machten die Grafen zur Lippe Detmold zu ihrer Residenz. So nennt man den ständigen Wohnort eines Herrschers. Darum. wird Detmold noch heute "Residenzstadt" genannt.

Vor dem Eingang der Burg lag ein öder und kahler Platz. Er war an drei Seiten von langgestreckten und niedrigen Gebäuden umgeben. Das war die Meierei Detmold, der gräfliche Bauernhof. Was der Graf und seine Burgmannen an Lebensmitteln brauchten, wurde nicht in Lebensmittelgeschäften oder auf dem Wochenmarkt gekauft; das mussten die Bauern aus der Nachbarschaft dem Grafen als Steuern liefern, oder es stammte von seinen eigenen Feldern, aus dem Garten und dem Stall der Meierei.

 Auch die Meierei war an einer Seite durch einen Arm des Burggrabens geschützt. Er hieß der Faule Graben. Der Graf besaß ganz in der Nähe des Schlosses auch eine Mühle. Ihr seht sie ganz rechts am Rande des Bildes.

 Wie klein war damals doch Detmold! Nur siebenhundert Menschen wohnten im Jahre 1590 in der Stadt. Sie konnte sich nicht mit Blomberg messen und erst recht nicht mit dem reichen und mächtigen Lemgo. In fünf Minuten schritt man vom Lemgoer Tor zum gegenüberliegenden Hornschen Tor oder von der Bruchpforte zum Bürgerturm am Ende der Schülerstraße. Drei Viertel der Stadt waren von einer dicken Mauer aus Bruchsteinen umgeben. Sie reichte von der Bruchpforte über das Hornsche Tor bis zum Lemgoer Tor. An der Nordseite (vorn im Bild) schlossen die Befestigungen der Burg den Mauerring. Überreste der Mauer könnt ihr heute noch in der Bruchmauerstraße und in der Adolfstraße sehen.

 Als in späterer Zeit die Kanonen immer mehr verbessert wurden, boten Gräben und Mauern keinen Schutz mehr gegen Feinde. Um den Vorplatz des Schlosses zu verschönern und die Zufahrt zu erleichtern, wurden seit 1781 Teile der nutzlos gewordenen alten Befestigungen beseitigt. Könnt ihr euch denken, was man getan hat, um den heutigen Schlossgarten zu schaffen?

 Auf einem Ausflug zum Hermannsdenkmal seid ihr sicherlich schon unter den schattigen Bäumen der Allee am Kanal entlanggewandert. Ihr erinnert euch an die Schwäne, die ihr gefüttert habt, an die rauschenden Wasserfälle und auch an das stattliche Gebäude, in dem heute die Musikakademie untergebracht ist. Früher war es ein Schloss (französisch: Palais), und deshalb heißt es heute noch das Palais, und der schöne Berggarten dahinter trägt den Namen Palaisgarten.

 Das Palais und der Kanal sind vor zweihundertfünfzig Jahren vom Grafen Friedrich Adolf geschaffen worden. Er war ein rechter Leichtfuß, der es nicht ertragen konnte, wenn er Geld in der Tasche hatte. Als junger Mann war er in Paris gewesen und hatte das prunkvolle Schloss Versailles gesehen, das sich der Franzosenkönig draußen vor der Stadt erbaut hatte. So prächtig sollte auch seine Residenz werden. Für seine stolze, verschwenderische Frau errichtete er das Palais. Draußen im Büchenberg aber erbaute er ein Fasanenhaus. Darin ließ er Fasanen aufziehen und später im Freien aussetzen, damit er sie jagen konnte. Das Fasanenhaus erweiterte er zu einem Schlösschen. Ein Gewächshaus entstand, in dem man Blumen und andere Pflanzen aus warmen Ländern zur Winterzeit unterbrachte. Es war so groß und schön, daß man darin Feste feiern konnte. Ein Garten mit Laubengängen, Teichen, Springbrunnen, Wasserfällen, Blumenbeeten und einer Grotte umgab die Gebäude.

 Der Graf wollte den Weg vom Detmolder Schloss zu dieser Anlage nicht im Kutschwagen zurücklegen. Er hatte sich etwas ganz Feines ausgedacht. Bauern aus der Umgebung Detmolds mussten einen Kanal graben und mit ihren Gespannen die Tausende von Fudern Erde abfahren. Aus Steinbrüchen karrten sie die Steine für drei Schleusen herbei, für die oberste allein 288 Fuder. Die Schleusen mussten gebaut werden, damit das Wasser in dem Kanal nicht zu schnell floss. Dann schaffte er zwei prunkvolle Schiffe an. Da gab es etwas zu sehen für die Detmolder, wenn der Graf und die vornehme Hofgesellschaft in den mit bunten Fahnen geschmückten Schiffen den Kanal hinauffuhren, um draußen glanzvolle Feste zu feiern. Das alles verschlang ein Heidengeld, hatte doch allein die Fahne auf dem Grafenschiff so viel gekostet wie acht fette Schweine. Alle Steuern des Landes verwandte der Graf dazu, die Handwerker zu bezahlen. Er verkaufte den Mist aus seinen Ställen und das Gemüse aus seinem Garten und hatte doch oft nicht Geld genug, die Butter auf seinem Tisch und die Kerzen für die Beleuchtung des Schlosses zu bezahlen. Die Lipper hatten unter diesem Herrn nichts zu lachen. Wehe dem Bauern, der es wagte, über einen Weg zu fahren, dessen Benutzung der Graf verboten hatte! Wenn er erwischt wurde, musste er schwere Strafe bezahlen. Und wenn einmal ein Bauer das Korn oder das Holz, das er dem Grafen jährlich liefern musste, nicht pünktlich brachte, so standen gleich die Soldaten des Grafen auf seinem Hof und nahmen mit Gewalt oft mehr, als ihrem Herrn zustand. Aber das alles half dem Grafen nicht aus seiner Geldnot. Schließlich war unser Land so verschuldet, dass Friedrich Adolfs Nachfolger bei anderen Fürsten Geld leihen und dafür einen Teil Lippes, das Amt Sternberg, verpfänden musste.

 Das Gewächshaus im Büchenberg brannte bei einem Fest im Jahre 1729 nieder. Die Gartenanlagen verfielen. Nur die Allee mit dem Kanal und dem Palais blieb bis heute erhalten.

 Nicht immer haben im Detmolder Schloß solche Verschwender gewohnt wie Friedrich Adolf. Es gab auch sparsame und tüchtige Herrscher, die für ihre Untertanen gesorgt haben wie gute Väter für ihre Kinder.

Die Stadt der Behörden und Beamten

 Im Jahre 1947 wurde die ehemalige Residenz die Hauptstadt des Regierungsbezirks Detmold. Er ist zehnmal größer als Lippe und hat elfmal soviel Einwohner. Das zwölfstöckige Hochhaus der Regierung ist eines der höchsten und geräumigsten Gebäude Detmolds. In Hunderten von Zimmern arbeiten ungefähr sechshundert Beamte und Angestellte. Was mögen sie nur alle tun?

 Vielleicht sitzt ihr in einer freundlich eingerichteten Schule, die erst vor wenigen Jahren erbaut wurde. Die Schule hat sehr viel Geld gekostet. Eure Gemeinde allein hätte sie nicht bezahlen können. Da ist euer Bürgermeister zur Regierung gegangen, und die Regierung hat einen großen Teil der Kosten bezahlt. Der Bürgermeister hat sich auch mit den Baumeistern der Regierung beraten. Sie haben dabei geholfen, als die Pläne für die Schule entworfen wurden. Damals haben eure Väter und Mütter gemerkt: Es ist doch gut, dass wir die Regierung haben. Ohne ihre Hilfe hätten unsere Kinder die schöne Schule nicht bekommen.Tausend andere Dinge müssen tagaus, tagein in der Regierung überlegt, geplant und angeordnet werden. Sie alle sind so nützlich und notwendig wie der Bau eurer Schule.

 Verglichen mit dem Regierungsgebäude, ist das Haus der Kreisverwaltung nur bescheiden. Der Kreis Detmold ist ja nur ein kleiner Teil des Regierungsbezirks. Und doch arbeiten auch in der Kreisverwaltung ungefähr vierhundert Menschen. Einige von ihnen kennt ihr, denn sie kommen gelegentlich in eure Schule: der Schulrat, der Schularzt und der Schulzahnarzt. War es nicht gut, dass der Schulzahnarzt bei dir einen Zahn entdeckte, der ein kleines Loch hatte, so winzig, dass du selbst es noch nicht gemerkt hattest? Er schickte dich zum Zahnarzt, und so konnte der kleine Schaden behoben werden, ehe du Schmerzen bekamst.

 War es nicht auch gut, dass der Schularzt rechtzeitig feststellte: "Peter ist zu schmächtig und zu blass, den schicken wir sechs Wochen in das Kreiskinderheim auf der Insel Norderney, sonst wird er noch richtig krank." Vielleicht freut ihr euch schon jetzt darauf, dass ihr in drei oder vier Jahren mit eurem Lehrer in das Schullandheim des Kreises Lippe auf Nordemey fahrt. Und als Vater Blinddarmentzündung hatte, wurde er im Krankenhaus des Kreises operiert und gesund gepflegt.

 Eine kleine Gemeinde könnte weder einen Schulrat noch einen Schularzt oder Schulzahnarzt bezahlen, sie könnte sich auch kein Kinderheim, kein Schulheim, kein Krankenhaus, kein Altersheim leisten. Der Kreis Detmold mit seinen 147 000 Einwohnern aber kann es. So hilft er den Gemeinden, so nützt er jedem von uns.

 Vielleicht ist euer Vater schon einmal nach Detmold gefahren, weil er in der Krankenkasse oder bei einer Behörde etwas zu erledigen hatte. beim Arbeitsamt im Finanzamt oder am Gericht. Ihr Kinder freilich habt in den Amtsstuben noch nichts zu tun. In einigen Gebäuden Detmolds aber wartet man auf euren Besuch. Im Landesmuseum könnt ihr ausgestopfte Tiere bestaunen, das Heimatmuseum zeigt euch, wie die Menschen in unserem,Lande früher gelebt haben, und im Landestheater..Das wsst ihr ja alle, führt man jedes Jahr in der Weihnachtszeit für euch ein schönes Märchenspiel auf.      

Aufgaben: 1. Welche Aufgaben haben das Gericht, das Arbeitsamt, das Finanzamt?

Stadtgeschichte in Kurzform


783 -  Sieg Karls des Großen über die Sachsen bei einem Ort, der Theot-
           malli (Volksgerichtsstätte, Dingplatz) genannt wurde

1005 - erste Erwähnung eines Tietmelli-(Theotmalli-) Gaues

1263 - Stadtgründung durch den Edlen Herrn Bernhard III. zur Lippe als
           "Detmelle" an der alten Handelsstraße Paderborn-Lemgo

1305 - erste von der Stadt mit Stadtsiegel versehene Urkunde

1447 - starke Verwüstungen der Stadt während der Soester Fehde

1511 - Beginn des bedeutendsten Baus des 16. Jahrhunderts, dem Schloß

1528 - Detmold wird Residenz unter Simon V. "Grafen und Edlem Herrn zur Lippe"

1547 - eine Brandkatastrophe zerstört über 70 Häuser

1557 - Fertigstellung des Schlosses, ein Renaissancebau mit reichem Giebelschmuck

1625-37 - mehrere Pestepidemien fordern über 900 Opfer

1835 - größte Stadt in Lippe mit 4137 Einwohnern

1842 - Detmold tritt dem Deutschen Zollverein bei

1875 - Einweihung des Hermannsdenkmals

1900 - ca. 12 000 Einwohner

1918 - Detmold wird Landeshauptstadt des "Freistaates Lippe"

1947 - Lippe wird dem Bundesland Nordrhein-Westfalen angeschlossen.
           Damit erhält Detmold den Sitz der Bezirksregierung des neu gebildeten Regierungsbezirkes

1950 - über 30 000 Einwohner

1969 - Städtepartnerschaft mit Saint Omer

1970 - im Zuge der Verwaltungs- und Gebietsreform werden die 25 zuvor selbständigen Gemeinden in die                   Kernstadt Detmold eingegliedert

1977 - Städtepartnerschaft mit Hasselt

1990 - Städtepartnerschaft mit Zeitz

1995 - über 70 000 Einwohner