Die Haferstraße in Lemgo
Als der Münstersche Bischof Bernhard von Galen im Jahre 1675 Lemgo belagerte und seine Soldaten die feste Stadt nicht erobern konnten, wurden die Lemgoer übermütig, und um den Bischof zu ärgern, schickten sie einen Ochsen hinaus in das Lager der Feinde, der zwischen den Hörnern eine Tafel mit der Inschrift trug:
So wenig der Ochse kann lernen das Singen, kann Bernhard von Galen Stadt Lemgo bezwingen.
Darüber ergrimmte der Bischof und schwur, dass er die Stadt zerstören und dem Erdboden gleichmachen und an ihrer Stätte Hafer säen werde. Nur zu bald ereilte die Lemgoer die Strafe für ihren Übermut. Die Feinde leiteten das Wasser der Bega ab und schlossen die Stadt so ein, dass keine Nahrungsmittel mehr hineingebracht werden konnten. Da entstand eine Hungersnot in der Stadt, und sie musste sich dem Bischof ergeben. Bürgermeister und Rat erschienen im Armensündergewande vor ihm und flehten um Gnade. Der Bischof ließ sich rühren und verzichtete auf die angedrohte Rache. Um aber seinen Schwur zu halten, ließ er das Pflaster in der Straße der Stadt aufreißen und mit Hafer besäen. Diese Straße heißt noch heute die Haferstraße.